KOMMENTAR
200 Monate im Dienst der uniko
Ein persönlicher Rückblick auf die Pressearbeit im Wandel der Zeiten
Zum Abschied eine Premiere: 140 Mal war an dieser Stelle der Kommentar eines Rektors oder einer Rektorin, in der Mehrzahl jener des Präsidenten oder der Präsidentin zu lesen, bisweilen auch der Text von einem Gastautor aus dem Wissenschaftsministerium. Nach 200 Monaten als Pressereferent im Dienst der Universitätenkonferenz (bis Ende 2007 Rektorenkonferenz) sei es mir gestattet, einen persönlichen Blick zurück auf mehr als 16 Jahre zu werfen. Und um es gleich vorwegzunehmen: 200 Monate im Einsatz für die mediale Präsenz der uniko haben sich gelohnt.
Bevor sich die damalige Rektorenkonferenz 2004, im ersten Jahr der Autonomie, dazu entschloss, eine Stelle für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit einzurichten, war es durchaus Usus, dass der jeweilige Präsident diversen Zeitungsmenschen, darunter auch dem vormaligen KURIER-Redakteur Manfred Kadi, Interviews über das aktuelle Wohl und Wehe der Universitäten gab. Allerdings ging dem Telefonat oder dem Gespräch im Rektorat – je nach Naturell des Vorsitzenden mit originellen „Sagern“ garniert – meist eine Anfrage voraus. Der „proaktive“ Transport von Botschaften an Redaktionen war nicht wirklich ausgeprägt.
Paukenschlag. Vier Tage nach Dienstantritt des neuen Pressereferenten mit dem Kürzel MK war im STANDARD vom 14. Oktober 2004 erstmals ein Aufmacher zu lesen, der auf eine Resolution des Plenums zurückging: Rektoren verlangen Notprogramm für Unis, dazu eine halbe Seite im Blattinneren, plus Kommentar. Der Paukenschlag war geglückt, und es sollte nicht der letzte sein. In den kommenden Jahren, nach dem Tabubruch des „freien Hochschulzugangs“ durch den Spruch des EuGH, häuften sich die Aufmacher mit dem jeweiligen „Rektorenchef“, darunter auch die zwei Langzeitpräsidenten Christoph Badelt (Rektor der WU Wien) und Heinrich Schmidinger (Rektor der Universität Salzburg) – ein paar Dutzend der Schlagzeilen von Seite 1, zudem Mitschnitte von TV- und Radioauftritten lagern in den Archiven. Auch Hans Sünkel, der als Grazer TU-Rektor die Kunst der Bilokation erprobte, war als uniko-Präsident in seinen 21 Monaten Amtszeit bis September 2011 ein Garant für Einser-Geschichten.
Dessen ungeachtet drehten sich die Stories in den Zehnerjahren – wie schon davor – meist um dieselben Reizwörter: die von den Zeitungen reflexartig getexteten Schlagzeilen mit den „Hürden“ des Hochschulzugangs, die einmal eingeführten, dann teils abgeschafften „Studiengebühren“ sowie die Löcher im Universitätsbudget. Langweilig wurde es deshalb nicht. Dafür sorgten die wechselnden Akteure und Akteurinnen: Allein seit 2004 sah das ehrwürdige Palais am Wiener Minoritenplatz von Elisabeth Gehrer bis Heinz Faßmann acht verschiedene für Wissenschaft zuständige Ministerinnen und Minister; die uniko stand dem nicht nach: Von Georg Winckler bis Sabine Seidler lenkten seit dem „Wirksamwerden“ der Autonomie mit Jahresbeginn 2004 insgesamt acht Vorsitzende – fünf Präsidenten und drei Präsidentinnen (in der Pionierrolle Sonja Hammerschmid und Eva Blimlinger) – die Geschicke der uniko: jeder / jede mit eigenständigem Profil, aber im Wissen um die Bedeutung des Mediengeschäfts.
Statistik. Nur am Rande sei die trockene Statistik erwähnt: Allein von Anfang 2011 bis Mai 2021 gingen mehr als 610 APA-Meldungen ins Netz, in denen die uniko Hauptakteur einer Botschaft war oder im Text erwähnt wurde (von 2004 an hochgerechnet, werden es wohl an die 1000 gewesen sein). Die sogenannten OTS-Aussendungen (Originaltext-Service) summieren sich von Oktober 2004 bis Mai 2021 auf 349. Nur bei den Pressekonferenzen / Hintergrundgesprächen wurde die Hunderter-Marke knapp verfehlt: Die gemeinsame PK der Präsidentin mit dem Wissenschaftsfonds und dem Wissenschaftsminister im vergangenen April war die 99., die entweder allein unter der Flagge der Rektoren- bzw. Universitätenkonferenz oder in Gesellschaft mit Partnern anberaumt war.
Die Zahlenspielereien aus den vergangenen zwei Jahrzehnten sollen aber nicht über die anstehenden Herausforderungen hinwegtäuschen. Mit dem Ausbruch der Pandemie im März 2020 mussten sich die Universitäten und die uniko als deren Stimme in der Öffentlichkeit komplett neu orientieren. Für die Medienarbeit in den Zwanzigerjahren bedeutet das ebenfalls eine Neuausrichtung. Ich bin davon überzeugt, dass meine Nachfolgerin Marion Gollner (siehe PERSONALIA) dafür die besten Voraussetzungen mitbringt, und wünsche ihr viel Erfolg. Mein Dank geht an die Mitglieder des uniko-Plenums, allen voran Präsidentin Sabine Seidler und ihren Vorgänger und nunmmehrigen Vizepräsidenten Oliver Vitouch, für die vertrauensvolle Zusammenarbeit ebenso wie an die Kolleginnen und Kollegen in der Geschäftsstelle, seit 2012 unter Führung von Generalsekretärin Elisabeth Fiorioli, für mehr als 16 spannende und abwechslungsreiche Jahre in der 110-jährigen Geschichte dieser Institution. Es war mir eine Ehre, die Spitzen der Universitäten in einer teils stürmischen Zeit begleitet zu haben.